Die Damen 1 des TSV Grafing waren am Sonntag beim TSV Herrsching zu Gast. Als Tabellenelfter trafen sie auf ihren direkten Verfolger. Beiden Mannschaften war wohl klar, dass es in dieser Begegnung um die sogenannten „Big Points“ geht. Bei einer Niederlage wäre Herrsching punktgleich mit Grafing gewesen und hätte dank dem besseren Torverhältnis Grafings Tabellenplatz eingenommen. Mit einem Sieg hingegen könnten die Bärenstädterinnen den Abstand zu Herrsching auf vier Punkte ausbauen und den Kontakt zum Mittelfeld der Tabelle nicht verlieren.

Trainerin Martina Broß appellierte an ihre Mannschaft, mit viel Engagement und Kampfgeist in die Partie zu gehen. Bereits die letzten Spiele haben gezeigt, dass Grafings Abwehr nun auch aus dem Sommerurlaub zurück ist und sich durchaus wohl fühlt in der Landesliga. Spezialeinheiten bei Aushilfscoach Florian Höhl sollten der Defensive schließlich noch das „Defensive“ nahebringen. Damit war die Mannschaft bestens auf den Kampf vorbereitet. Denn bei zwei Mannschaften auf Augenhöhe zählt nicht, wer am schönsten spielt, sondern, wer am Ende mehr investiert, kämpft und möglicherweise auch das Quäntchen Glück hat.

Schon früh zeichnete sich ab, dass die Zuschauer keine torreiche Partie sehen werden. Erst nach über zwei Minuten fiel das erste Tor und Grafing ging 0:1 in Führung. In den folgenden Minuten entwickelte sich das Spiel zu einem hektischen Kopf-an-Kopf-Rennen, das geprägt von überhasteten Aktionen, die selten zum Torerfolg führten, war. Gegen Mitte der ersten Halbzeit gewann Herrsching dann die Oberhand und konnte sich auf bis zu drei Tore absetzen (10:7). Dem hatte Grafing jedoch noch etwas entgegenzusetzen und so verkürzten sie bis zum Halbzeitpfiff auf 12:11.

Ein Rückstand zur Halbzeit war für Grafing kein Grund zur Sorge, im letzten Spiel lagen sie ebenfalls zurück und konnten das Spiel anschließend noch drehen. Allein das war schon eine Motivation. Aber auch die „Motivationswolken“ der Trainerin, auf denen schon fast provokativ das Wort „Sieg“ in Richtung der Grafinger Spielerinnen strahlte, machte den Damen nochmal klar, dass in diesem Spiel alles für sie möglich sei, solang man jetzt noch 30 Minuten konzentriert Vollgas gibt.

Die Defensive arbeitete sehr gut und auch ungewöhnlich defensiv, in der Offensive agierte die Mannschaft wieder einmal zu ungeduldig und suchte den Abschluss zu schnell. Warum Mannschaften in eh schon kräfteraubenden Spielen immer möglichst schnell Tore werfen wollen anstatt Chancen geduldig auszuspielen, ist wohl vielen Trainern ein Rätsel.

Nachdem auch der zweite Durchgang sehr torarm gestartet war, konnte Grafing in der 39. Minute mit dem 13:13 von Clara Hipp erstmals ausgleichen. Dieser Schwung wurde genutzt und die Gäste aus Grafing gingen erstmals seit dem 1:2 wieder in Führung (15:17). Leider konnte diese natürlich nicht souverän ausgebaut werden, da Grafing anschließend fast zwei Minuten in doppelter Unterzahl spielen musste. Dies wusste Herrsching auszunutzen und konnte zum 17:17 ausgleichen. Zwei wichtige Tore von Theresa Böttcher und Sonja Morath brachten jedoch wieder den zwei-Tore-Vorsprung für Grafing zurück (56. Minute). Diese Führung hätte Grafing theoretisch eine gewisse Sicherheit geben können während Herrsching nun unter Druck stand. Doch anstatt den Sack zuzumachen, schlichen sich vermeidbare technische Fehler ins Spiel ein. Sogar im sonst so sicheren Gegenstoßspiel versagen den Grafingerinnen gleich zweimal die Nerven. So wurde die Partie nochmal unnötig spannend. Über eine Minute vor Schluss, beim Stand von 19:20 kam Herrsching in Ballbesitz und hatte die Möglichkeit zum Ausgleich. Jedoch präsentierte sich die Grafinger Defensive von ihrer besten Seite und ließ keinen Durchbruch der Gastgeberinnen zu. Als Herrsching nach gefühlt 20 Versuchen, die kein „Zeitspiel-Zucken“ bei den Schiedsrichtern auslösten, doch der Durchbruch gelang, war Torhüterin Elisabeth Gschwendtner zur Stelle und entschärfte den Torwurf. Der Abpraller wurde von den Grafingerinnen gefangen und somit war der Sieg gesichert. Wenige Sekunden nach der Parade ertönte die Hallensirene und die Spielerinnen Grafings lagen sich beim Endstand von 19:20 in den Armen.

Auch wenn das Spiel keine Schönheitspunkte verdiente, war es doch ein gutes Beispiel für den entfachten Kampfgeist Grafings und die deutliche Leistungssteigerung im Laufe der Saison.

Den Aufschwung der letzten beiden erfolgreichen Spiele möchte die junge Mannschaft nun auch im letzten Spiel vor der Weihnachtspause gegen den TV Waltenhofen nutzen.

Es spielten: Elisabeth Gschwendtner im Tor, Sophia Werth (1), Franziska Hirtreiter, Clara Hipp (2), Sonja Morath (2), Sara Broß (3), Richardis Schurer (6/1), Nina Richter (1), Theresa Böttcher (1), Annika Germer (1), Jenny Reimer (3).