„Der frühe Vogel fängt den Wurm“, das dachten sich die Damen 1 am vergangenen Samstag wohl und trafen sich schon Stunden vor dem Spiel gegen den TSV Herrsching in der Halle (möglicherweise auch deswegen, weil es davor ein Landkreisderby zu sehen gab). Zwar war Grafings Schicksal schon besiegelt und der Gang zurück in die Bezirksoberliga stand fest, nach einer langen Niederlagenserie und zuletzt sehr schlechten Leistungen brannten die Damen schon auf einen Sieg, denn auch ein blindes Huhn findet schließlich mal ein Korn. Da schien mit Herrsching der richtige Gegner zu kommen. Jeder Topf findet seinen Deckel und Grafings Deckel war wohl Herrsching. Noch nie hat man in einem Pflichtspiel gegen die Damen vom Ammersee verloren.

So wollte man trotz Abstieg die Flinte nicht ins Korn werfen und sich von seiner Schokoladenseite präsentieren. Die vielen Zuschauer, die keineswegs nur zur Überbrückung der beiden Landkreisderbys in der Halle blieben, wollten ja schließlich auch unterhalten werden.

Auch die Bar inklusive Grillstand lockte wohl so manch einen in die Halle. Aber erst die Arbeit, dann das Vergnügen.

Dass Grafing gerne offensiv deckt, wurde ja schon mehrmals an die große Glocke gehängt. Um möglicherweise den taktischen Instruktionen des gegnerischen Trainers gleich zu Anfang den Wind aus den Segeln zu nehmen, startete man mit einer –  aus Grafings Augen – defensiven (=8-9 Meter) Abwehrformation. Da Grafings Abwehrqualitäten aber woanders als im „Defensiven“ liegen, war es als würde man Perlen vor die Säue werfen. Schritt für Schritt, Angriff für Angriff gingen die Spielerinnen wieder zu ihren gewohnten Sphären raus.

Zunächst sah man einen offenen Schlagabtausch. Nach dem Motto „Übung macht den Meister“ leisteten sich beide Mannschaften so einige Fehlwürfe. Bis zum 8:8 in der 18. Minute konnte sich keine Mannschaft richtig durchsetzen. Doch dann kam der Grafinger Stein allmählich ins Rollen und die Gastgeber konnten sich erstmals auf bis zu drei Tore absetzen (15:12). Doch man soll den Tag ja nicht vor dem Abend loben denn Herrsching hatte auch noch ein Wörtchen mitzureden. Bis zum wohlverdienten Pausentee holten die Gäste auf 15:14 auf. Da war Grafings Trainerin zwischenzeitlich mit ihrem Latein am Ende als sie diesen unnötigen Leistungseinbruch ihrer Mannschaft sah.

Doch noch waren Hopfen und Malz nicht verloren, Grafing führte mit einem Tor und zeigte eine deutlich bessere Einstellung als in den letzten Begegnungen. Einzig bei der Chancenverwertung mussten sich einige Spielerinnen an die eigene Nase fassen.

Wie von der Tarantel gestochen startete Grafing in die zweite Halbzeit. Binnen fünf Minuten trafen sie fünf mal mit dem Runden in das Eckige – gleichzeitig ließen sie kein Gegentor zu (20:14). Doch „wie du mir so ich dir“ dachten sich die Gegner aus Herrsching und legten ebenfalls einen 5:0-Lauf zum 20:19 hin. Da schien Grafing kurzzeitig komplett den roten Faden in ihrem Spiel verloren zu haben und das Spiel stand auf Messers Schneide. Doch Charly traf den Nagel auf den Kopf – gleich zweimal – und sorgte für eine wichtige drei-Tore-Führung (22:19). Dennoch wollte man die Kirche im Dorf lassen, es waren ja noch 18 Minuten zu spielen. Grafings Spielerinnen war klar, dass man das Eisen schmieden muss solange es noch heiß ist und diesen Aufschwung nun wirklich nutzen musste. Plötzlich wollten fast alle Spielerinnen ihren Senf dazugeben und halfen ihrer Mannschaft, die Führung weiter auszubauen. Wie schon Queen sang „don’t stop me now, im having such a good time..“, war Grafing nun kaum mehr zu halten. Auch war Grafing der Siegeswille, der in den letzten Spielen in der Versenkung verschwunden war, in diesem Spiel deutlich anzusehen. 10 Minuten vor Schluss führte Grafing 27:20. Zwar war noch nichts in trockenen Tüchern, die Marschrichtung stimme jedoch. Wieder war es auch die Chancenverwertung, die einen höheren Vorsprung verhinderte. Nur 4 von 8 Siebenmetern also 50% oder auch 1/2 wurden getroffen. Und ganz nach dem Motto „was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr“ sollten manche die Heber einfach lassen. Allmählich profitierte man sicherlich auch von den Streitereien Herrschings mit dem Schiedsrichtergespann. Denn wenn sich zwei streiten, freut sich eben der Dritte.

Auch wenn man sich in den Schlussminuten nicht mehr mit Ruhm bekleckerte, die Butter vom Brot ließ sich Grafing nicht mehr nehmen und fuhr am Ende einen 33:27 Sieg für die Statistik ein. Da Statistik selbstverständlich jedermanns Steckenpferd ist, würde Grafing gerne in den zwei verbleibenden Partien an die Leistung gegen Herrsching anknüpfen und trotz Abstieg die letzte Landesliga-Luft in vollen Zügen genießen.

Es spielten: Elisabeth Gschwendtner und Evelyn Kaiser im Tor, Sophia Werth (1), Franziska Hirtreiter (1), Munevera Maslic, Clara Hipp (4), Sonja Morath (3), Sara Broß (6/2), Richardis Schurer (3), Nina Richter (8/2), Charlotte Oslmeier (3), Annika Germer (1), Jenny Reimer 3).