Grafing gegen Taufkirchen, also Tabellenelfter gegen den Tabellenersten der Landesliga Süd. Die Telefone der Sportwettenbüros glühten regelrecht und nahmen hohe Wettbeträge auf eine weitere deutliche Niederlage Grafings entgegen. Der Elftplatzierte aus Grafing mit der erschreckend hohen Zahl bei den kassierten Toren empfang den ungeschlagenen Tabellenführer, der nach einem Jahr in der Landesliga wohl wieder auf Bayernligakurs ist.

Den ersten Jubel des Spiels konnte man seltsamerweise noch vor Anpfiff auf der Grafinger Seite sehen. Beim standardmäßigen „Beschnuppern“ des Gegners vor dem Warmmachen fiel den Grafingerinnen auf, dass sie erstmals mehr Spielerinnen im Kader hatten als ihre Gegner. Vorbei sind also die Zeiten, wo sich die einzige Auswechselspielerin bemühen musste, möglichst viel Platz auf den zwei bereitgestellten Auswechselbanken zu besetzen.

Durch Tore von Sara Broß und Nina Richter ging Grafing in Führung, und konnte diese in den nächsten 15 Minuten sogar auf 6:2 ausbauen. Was war da los? Lisi war los. Die hatte nicht so viel Lust, oft hinter sich zu greifen und machte unmögliche Bälle möglich. Lobeshymnen über die neue Keeperin könnten einen eigenen Bericht füllen, denn das war einfach der Wahnsinn! Die gehaltenen Bälle lösten bei manchen Taufkirchner Spielerinnen nach nicht geglückten Torwürfen den ein oder anderen verzweifelten Schlag auf den Hallenboden aus. Grafing auf der anderen Seite konnte über schnelle Angriffe und die zuverlässig wie ein Schweizer Uhrwerk ihre Gegenstöße laufende Sara Broß leichte Tore erzielen.

Lag etwa ein Wunder in der Luft? Nein. Ausgerechnet in Unterzahl, in der sich Taufkirchen für das Spielen mit einem sechsten Feldspieler und leerem Tor entschied, holten diese plötzlich Tor für Tor auf. Bis Grafing realisierte, dass das Tor auch wirklich leer war, vergingen einige Angriffe. Sara Broß versuchte es dann mal mit einem langen Torwurf und hatte tatsächlich auch Erfolg. Denn wie die komplette Bank über gefühlte Minuten schrie, das Tor war ja leer. Das Umstellen der Heimabwehr auf eine offensivere Variante, die die beiden besten Spielerinnen Taufkirchens ausschalten sollte, hatte den Effekt, dass auch die anderen Spielerinnen der Gäste in Torlaune gekommen sind und die Lücken der Grafinger Abwehr konsequent zu nutzen wussten. Dass sich Franziska Hirtreiter noch in der ersten Halbzeit dazu entschied, sich ein Loch für weiteren Körperschmuck im Mund bohren zu lassen und die restliche Spielzeit die Blutung stillen musste, war für die Kaderstatistik nicht so schlimm (Grafing hatte auch noch nie einen gleich großen Kader wie seine Gegner). Da Franzi in der Abwehr aber so ziemlich alles auf- und abräumte, fehlte sie ihren Mitspielerinnen natürlich enorm. Hoffentlich ist das Loch im Mund mittlerweile gestopft. Eine Murmel könnte größentechnisch gut passen.

Auch wenn Taufkirchen nun mehr wirbelte, ließ Grafing sich nicht davonfegen und konnte bis zur Halbzeit den Rückstand bei zwei Toren halten. So ein Ergebnis war schon fast ungewohnt, machte den Spielerinnen aber Lust auf mehr. In der Tabelle braucht Grafing schon ein richtig gutes Fernglas um Taufkirchen überhaupt erkennen zu können, in diesem Spiel waren die Taufkirchner gar nicht so weit weg. Also weitermachen, kämpfen und schönen Handball spielen.

In der zweiten Halbzeit schlich sich leider der lästige Fehlerteufel ein. Die kompakte und wirklich gut agierende Taufkirchner Abwehr ließ über die Außenpositionen und den Kreis wenig zu. So musste sich der Rückraum Chancen erarbeiten. Diese gab es zwar durchaus, die Torausbeute war aber leider nicht optimal. So verpasste Grafing es leider, den Zwei-Tore-Rückstand zu verringern oder zumindest zu halten. Aber man ließ Taufkirchen auch nicht uns unerreichbare ziehen, denn die Abwehr arbeitete wieder engagierter und das was durchkam wurde oft von Lisi und Evi im Tor entschärft. Evi konnte aus dem Tor sogar ein Tor erzielen. Es wird mannschaftsintern immer noch heiß diskutiert, wie es dieser Ball ins Tor geschafft hat. Beim Stand von 16:22 gelang Taufkirchen die höchste Führung in diesem Spiel ehe Grafing nochmal den Versuch einer Aufholjagd startete. Davon ließen sich die Gäste leider nicht beeindrucken. Im Gegenteil: Sie lockten Grafing bis zum Stand von 19:22 noch wie einen Esel der sich eine Karotte erhofft, rissen diese Karotte jedoch mit drei in Folge geworfenen Toren schlagartig weg. In der 55. Minute waren beim Stand von 19:25 alle Hoffnungen auf ein Wunder verblasst. Aufgeben gibt es jedoch nicht und so betrieb Grafing noch ein bisschen Ergebniskosmetik. Theresa spielte die Jenny während Jenny mit Schiene an der Wurfhand wie ohne spielte, nur eben ohne Fouls. Das 22:26 wurde von den Taufkirchenerinnen laut umjubelt, schließlich festigte es ihre Spitzenposition. Aber auch die Grafingerinnen konnten zufrieden sein, gegen den Primus der Liga sind Punkte keine Pflicht sondern wären allerhöchstens die Kür. Und zumindest konnte verhindert werden, dass eine arme Taufkirchener Spielerin den obligatorischen 40er Kasten zahlen musste – gern geschehen! Und zweifelsohne war das Spiel ein Motivationsschub für die kommenden Spiele in denen es um die nächsten Punkte geht.

Es spielten: Elisabeth Geschwendtner und Evelyn Kaiser (1) im Tor, Sophia Werth, Franziska Hirtreiter, Charlotte Oslmeier (1), Clara Hipp, Sonja Morath (1), Sara Broß (5), Richardis Schurer (7/2), Nina Richter (2),Theresa Böttcher, Annika Germer (1), Jenny Reimer (4/2).