An das Hinspiel gegen die HG Ingolstadt konnten sich die Handball Damen des TSV Grafing wohl noch sehr gut erinnern. Noch in der ersten Halbzeit riss sich Torhüterin Caroline Swiderski das Kreuzband, danach folgte ein fröhliches Scheibenschießen Ingolstadts auf das, mit einer Feldspielerin bestückte, Grafinger Tor. Das Ergebnis von 56:38 aus Ingolstädter Sicht blieb wohl allen beteiligten Spielerinnen in Erinnerung.

Dass das Rückspiel anders aussehen sollte, war Grafings Spielerinnen klar. Aber es war auch allen bewusst, dass an diesem Tag ein Abstiegskandidat auf einen Aufstiegsaspiranten treffen würde. Das Fehlen von Sara Broß und Nina Richter, beide derzeit sehr gut in Form, verschlechterte Grafings Ausgangssituation noch dazu. Grafings Trainerin Martina Broß appellierte an ihre Mannschaft, alles in die Waagschale zu werfen. Gegen einen so hochkarätigen Gegner, gegen den ein Sieg absolut kein Muss ist, kann ihre Mannschaft frei aufspielen.

Broß schien Recht zu behalten. Ingolstadt gelang zwar der bessere Start mit einer 0:2 Führung, doch Grafing ließ sich davon nicht beeindrucken und hielt dagegen an. In der 16. Spielminute, durch ein Tor von Franziska Hirtreiter nahm Grafing dem Favoriten sogar die Führung ab (8:7) und konnte sie bis zum 10:8 halten. Besonders Annika Germer zeigte sich in dieser Phase in Torlaune. Aber auch Torhüterin Janine Völkel überzeugte mit einigen Paraden und war ein wichtiger Rückhalt für ihre Mannschaft. Leider drehte sich das Spiel in den letzten zehn Minuten der ersten Halbzeit zu Gunsten der Ingolstädter. Grafing leistete sich einige vermeidbare Fehler und bekam auch in der Abwehr weniger Zugriff auf die starken Gäste. Beim Stand von 14:17 aus Grafinger Sicht ging es in die Halbzeitpause. Broß lobte den Kampfgeist und den Zusammenhalt ihrer Mannschaft, forderte aber auch mehr Konzentration. „Immer wieder konnte Ingolstadt nach mehreren erfolgreich abgewehrten Anläufen doch noch ein Tor erzielen, da muss konsequenter Abwehr gespielt werden, bis der Ball tatsächlich in unserem Besitz ist.“, so Broß.

Im zweiten Durchgang sah es zunächst danach aus, dass die Schanzer ihre Führung nun Tor für Tor ausbauen werden. Beim Stand von 16:21 in der 37. Spielminute trennten beide Mannschaften erstmals fünf Tore. Doch davon unbeeindruckt spielte Grafing weiter frei auf. Die nächsten fünf Minuten gehörten klar ihnen. Angeführt von einer starken Jenny Reimer, die sich wieder in alter Form präsentierte, verkürzten sie auf 22:23 in der 43. Minute. Auch, da sich Ingolstadt nun den ein oder anderen Fehler leistete, den Grafing mit Gegenstößen auszunutzen wusste. Ein Ausgleich sollte jedoch (noch) nicht gelingen. Obwohl Grafing anschließend kurz in doppelter Überzahl war, war es Ingolstadt, das diese Situation ausnutzen konnte. Grafing schien fast überfordert von der Möglichkeit, auszugleichen und machte zu viele technische Fehler. Diese wurden von den Gästen postwendend ausgenutzt und sie stellten einen vier Tore Abstand her (22:26). Ein weiteres Mal zeigte Grafing nun einen beeindruckenden Kampfgeist und signalisierte, dass sie diese Partie noch nicht aufgeben wollten. In der 49. Minute, nach einem starken vier-Tore-Lauf erzielte Charlotte Oslmeier den 26:26 Ausgleich. Doch die Ingolstädterinnen zeigten nun ihre Erfahrung und Routine und kauften den Grafingerinnen, die langsam auch Tribut für den kleinen Kader zahlen mussten und kräftemäßig ausgelaugt waren, allmählich den Schneid ab. Bis zur 56. Minute konnte Grafing auf ein Tor dran bleiben (29:30). Die letzen vier Minuten entschied Ingolstadt mit einem 1:4 Lauf jedoch für sich und  behauptete ihre Favoritenrolle mit dem Endstand von 30:34 für sich.

Trotz der Niederlage fanden Grafings Spielerinnen sowie ihre Trainerin Martina Broß positive Worte. „Wir haben uns nie aufgegeben und uns immer wieder zurückgekämpft, das war sehr schön anzusehen. Ein Sieg gegen Ingolstadt wäre mehr Kür als Pflicht gewesen, wir haben uns sehr gut verkauft.“, so Broß nach dem Spiel.

Es spielten: Janine-Jennifer Völkel im Tor, Sophia Werth, Franziska Hirtreiter (3), Munevera Maslic (3), Clara Hipp, Sonja Morath, Richardis Schurer (7/2), Charlotte Oslmeier (3), Anika Germer (6/2), Jenny Reimer (8/1).