Die Niederlage gegen den Tabellenersten aus Ingolstadt war für die Grafinger Damen1 zu verkraften, das Endergebnis von 38:56 aus Grafinger Sicht spiegelt jedoch nicht die Leistung der Mannschaft von Martina Broß wieder. Zwar ging auch Grafing nach zuletzt zwei Siegen mit gestärktem Selbstvertrauen in die Begegnung, die Favoritenrolle lag jedoch eindeutig bei den Schanzern.
Diese fanden den besseren Start und konnten mit zwei schön herausgespielten Toren in Führung gehen, während Grafing zunächst glücklos blieb. Jedoch fanden auch die Grafingerinnen nach den Anlaufschwierigkeiten in das Spiel und gewöhnten sich an Ingolstadts offensive Abwehr. Die ersten 15 Spielminuten waren geprägt von vielen schnellen Toren auf beiden Seiten. Es war nicht zu erkennen, dass hier der 1. gegen den 11. der Tabelle spielte. Dann der Schicksalsmoment für Grafing in der 20. Spielminute beim Stand von 14:11 für Ingolstadt: Torhüterin Caroline Swiderski verdrehte sich bei einem Siebenmeter das Knie und lag schreiend am Boden. Es war offensichtlich, dass sie die Partie nicht weiter bestreiten konnte. Da sie die einzige mit angereiste Torhüterin war, musste improvisiert werden. Mit Charlotte Oslmeier, die aus der zweiten Mannschaft aushalf, fand sich sofort eine Freiwillige, die sich für diese schwierige Position bereit erklärt hat. Einmal mehr zeigte sie, dass sie eine absolute Teamplanerin ist – außerdem ist sie ja als absolute Allrounderin bekannt, wieso dann nicht auch ins Tor? Den Spielerinnen Grafings stand der Schock ins Gesicht geschrieben, die Partie musste jedoch weiter gespielt werden. In den letzten Minuten der ersten Halbzeit war der unfreiwillige Torhüterwechsel noch gar nicht zu bemerken. Die Bärenstädterinnen konnten den Rückstand konstant bei drei Toren halten, jedoch ließ sich schon erahnen, dass Ingolstadt die Schwachstelle Grafings mit festen und gut platzieren Würfen ausnutzen wird. Beim Stand von 21:18 ertönte der Halbzeitpfiff. Die Halbzeitansprache von Trainerin Broß war kurz: „Wir haben nichts zu verlieren, jede schöne Aktion, jedes Tor ist ein Gewinn für uns.“ Die restliche Zeit der Pause wurde genutzt um Ersatzkeeperin Oslmeier einzuwerfen. In der zweiten Halbzeit konnte Grafing zunächst noch auf einen zwei Tore Rückstand verkürzen, allmählich zeigte sich aber, dass in Grafings Kader zu viele angeschlagene Spielerinnen waren. Sara Broß, Clara Hipp und Theresa Böttcher hatten noch mit den Spätfolgen ihrer Verletzungen zu kämpfen und Nina Richter, Richardis Schurer und Joelle Korhammer waren gesundheitlich angeschlagen. So spielte sich Ingolstadt in einen Torrausch und netzte die für Torhüterin Oslmeier unhaltbaren Bälle von allen Positionen ein. Aber sogar von dieser ungewohnten Position zeigte sie ihr Talent, denn den ein oder anderen Ball hat sie auch entschärfen können. Wer nun glaubt, dass sich Grafing angesichts der vielen Gegentore aufgegeben hat, irrt sich. Die ganze Mannschaft hat viel Moral bewiesen und bis zum Schlusspfiff mit viel Tempo nach vorne gespielt. Sara Broß lief schier unermüdbar ihre Gegenstöße, Richardis Schurer zeigte schöne Rückraumwürfe und die Außenspielerinnen Sophia Werth und Nina Richter erwischten beide einen tollen Tag. Auch die rote Karte gegen Joelle Korhammer brachte die Mannschaft nicht aus dem Konzept. Beim Endpfiff und dem Stand von 56:38 blickte man deswegen auch nicht in enttäuschte Gesichter auf Grafinger Seite. Denn allen war bewusst, dass dieser Spielstand nicht das Kräfteverhältnis der Mannschaften zu idealen Bedingungen darstellte. Der gezeigte Kampfgeist brachte der Mannschaft nicht nur das Lob der gut pfeiffenden Schiedsrichter ein. Auch Trainerin Broß war guter Dinge: „Sie haben bis zum Ende gekämpft und sich nie aufgegeben, das war Mannschaftssport vom Feinsten. Außerdem sind 38 Tore gegen den Tabellenprimus und Aufstiegsfavoriten klasse, das hat noch keine Mannschaft geschafft“, scherzte sie am Ende sogar. Und zumindest sahen die zwei (ohne den Fotografen der eine) Zuschauer eine torreiche Partie, unter den 96 Toren waren so einige sehenswerte auf beiden Seiten. Trotzdem hätte ein bisschen Abwehr wohl nicht geschadet.
Nun folgen zwei Wochen Spielpause. Ob diese für die Genesung von Torhüterin Swiderski ausreichen, ist leider stark anzuzweifeln.
Es spielten: Caroline Swiderski und Charlotte Oslmeier (1) im Tor, Sophia Werth (4), Franziska Hirtreiter, Joelle Korhammer (1), Clara Hipp (1), Sonja Morath (2), Sara Broß (9/2), Richardis Schurer (13/4), Nina Richter (5), Theresa Böttcher (2).