Über 400 Fans lockte das Derby zwischen dem TSV EBE Forst United gegen den TSV Grafing in die Dr.- Wintrich- Halle – mehr als das Zweitligaspiel Gröbenzell gegen Buchholz/Rosengarten in Anzing am vorangegangenen Abend. Es bot sich allen Spielerinnen eine – für die eine oder andere ungewöhnlich – professionelle, motivierende aber auch Nervosität steigernde Atmosphäre.

Das Spiel gegen den Nachbarn, der bis dato überwiegend souverän hohe Siege davontrug und sich dadurch vorne im Aufstiegsrennen wiederfand, stellte eine schwere Herausforderung zu Jahresbeginn dar. Nachdem Grafing in den vier vergangenen Spielen gegen Gegner der unteren Tabellenhälfte eher wenig Mühen aufwenden musste, war man sicher, dass im Derby ein anderer Wind wehen würde. Aufgrund der Weihnachtszeit und einer geschlossenen Halle gestaltete sich die Vorbereitung auf diese Begegnung etwas schwierig, zumal man an den gemütlichen Feiertagen auch nicht darauf verzichten konnte (und wollte), sich ordentlich den Bauch voll zu schlagen.
Zudem musste man auf Rückraummittespielerin Clara Hipp verzichten, die es leider zeitlich nicht mehr rechtzeitig aus der Sonne zu uns nach Grafing schaffen konnte.

Zunächst stolperten die Damen aus Grafing nervös in die Partie: Der Spezialistenwechsel auf der (Rückraum-) Mitteposition für Angriff und Abwehr zeigte nicht den gewünschten Erfolg. Angriff und Abwehr kamen nicht in Schwung, sodass Forst United nach vier gespielten Minuten mit 3:0 in Führung lag. Erst nach sechseinhalb Minuten erzielte Joelle Korhammer für Grafing das erste Tor aus dem Spiel heraus. Grafings Umstellung auf eine offensive 5:1- Deckung hielt die Gastgeberinnen nur bedingt auf, da diese es umzusetzen verstanden, die entstehende Lücken durch ihr Schnelligkeit zu nutzen. Erst ab der neunten Spielminute fand Grafing langsam ins Spiel, wobei sich Grafing aber weiterhin schwer tat, die gegnerische Abwehr zu durchdringen. Nach Lukacs Auszeit fand Grafing durch zwei Treffer von Jenny Reimer endlich Anschluss. Infolge zweier knapp aufeinanderfolgender Zeitstrafen verbaute sich Grafing zunächst die Chance, den Rückstand zu egalisieren. Während eine Hinausstellung in der 26. Minute einen 3:0 Lauf für Grafing ermöglichte und damit der Ausgleich durch Theresa Böttchers Treffer zu verbuchen war, blieb Ebersberg unbeirrt und wehrte Grafings Aufholjagd mit dem 12:15- Halbzeitstand ab.

Das Trainergespann Lukac/Beck bemängelte die ängstliche, nervöse und hastige Spielweise der Spielerinnen, die Kampfgeist und Siegeswillen vermissen ließen. Zu leicht konnten sich die flinken Gegnerinnen durch die löchrige Grafinger Abwehr schlängeln. Im Angriff fehlte vor allem Bewegung, Torgefährlichkeit und Konzentration.

Der Start in Durchgang zwei leitete eine entscheidende Phase der Begegnung ein: Die offensive Abwehr der Grafingerinnen ließ die Gastgeberinnen ohne Gegenwehr passieren, sodass sich aus dem 12:15 binnen fünf Minuten (!) ein 13:20 entwickelte. Mit diesem desolaten Beginn und einer weiteren Zeitstrafe zeichnete sich eine drohende Herkulesaufgabe ab. Im Handball liefert eine Differenz von sieben Toren gerade bei dieser hohen Menge an Restspielzeit eigentlich keine endgültige Entscheidung. Betrachtete man aber die Einstellung, Körpersprache und den Biss der Gäste, so deutete sich die Niederlage bereits stark an. Grafing arbeitete zu langsam und zu inkonsequent in der Abwehr, im Angriff scheiterte man zu oft an der stabilen, beweglichen Abwehr oder in letzter Instanz an Torhüterin Annika Molzberger. Immer wieder nutzten die Ebersbergerinnen diese Fehler postwendend im Gegenstoß aus und lauerten auf den nächsten Fehlpass der Gäste, sodass man sogar kurzzeitig mit zwölf Toren zurücklag.
Erst in den letzten acht Minuten konnte Grafing wieder Boden gutmachen, wobei dadurch an Forst Uniteds Sieg angesichts der hohen Führung nicht mehr gerüttelt werden konnte. Grafing verlor das insgesamt faire Derby letztendlich mit 24:32. Ebersberg zeigte den flotteren und attraktiveren Handball, während Grafing nicht an die guten, bereits gezeigten Saisonleistungen anknüpfen konnte.
An dieser Stelle wünschen wir Theresa Böttcher, die sich im Spiel leider unglücklich am Rücken verletzte, gute und schnelle Besserung! ✊

Lange nachgetrauert wird dem verlorenen Derby aber nun nicht: Für die Mannschaft gilt es nun, die nächste Partie und damit das erste Spiel der Rückrunde ins Visier zu nehmen. Auswärts beim ESV Neuaubing am kommenden Sonntag will man bereits wieder anpacken und zwei Zähler nach Hause bringen.

Es spielten:
Caro Swiderski und Janine-Jennifer Völkel im Tor, Julia Gassmann (1), Franziska Hirtreiter (4/1), Elisabeth Reindl (1), Charlotte Oslmeier (3), Sonja Morath (3), Munevera Maslic, Joelle Korhammer (1), Nina Richter (1), Theresa Böttcher (1), Annika Germer (1), Jenny Reimer (8/5)